Argumente

1. Mit der Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage in Hinwil (KEZO) wäre es möglich, die Stadt Wetzikon komplett mit Wärme zu versorgen.

Zudem könnte jener Teil der Stadt, wo die Fernwärmeerschliessung aus gebäudetechnischen Gründen Sinn macht[1], rund vier Mal mit Wärme versorgt werden. Zu diesem Schluss kommt eine für die Stadt entwickelte Studie[2] aus dem Jahr 2012.

2. 75% der KEZO-Abwärme verpufft ungenutzt in die Luft.

Gemäss dem „Schlussbericht BAFU/BFE/VBSA-2013“ nutzt die KEZO nur rund 8.3% ihrer Wärme. 6.8% werden exportiert und die restlichen 1.5% fallen in den Eigenverbrauch. Damit ist sie schweizweit die am viertschlechteste genutzte Kehrrichtverbrennungsanlage (KVA). (Vergleich: Die KVA Basel nutzte im Jahr 2013 bereits fast 70%.) Durch einen Ausbau des bestehenden Fernwärmenetzes in Hinwil verdoppelte sich dieser etwa Prozentsatz[3], jedoch liegt er immer noch klar unter der Vorgabe des Bundes 55% der Energie (ausserhalb der KEZO) zu nutzen[4], welche 2026 in Kraft tritt[5] oder jenes Ziel des Kantons, 80% zu nutzen.

3. Fernwärme ist günstiger als jede andere Energiequelle.

Die Kosten für Energie teilen sich auf in die Gestehungs- und die Verteilkosten.

Bei den Gestehungskosten belaufen sich die Kosten für die Fernwärme auf 0 bzw. 1 Rappen pro Kilowattstunde. 1 Rappen Kosten für die heisse Fernwärme (90-110 Grad Celsius) und 0 Rappen Kosten (deshalb „Gratis-Energie“) für die kalte Fernwärme (40-50 Grad Celsius). Dies, da aufgrund thermodynamischen Gesetzen weniger Strom produziert werden kann und die KEZO somit einen Verlust hat. Die Gestehungskosten von z.B. der Gasversorgung (dem bestehenden Netz von Wetzikon) belaufen sich auf 10 Rappen pro kilo-Wattstunde.

Bei den Verteilkosten ist die Gasversorgung jedoch billiger: Die Kosten für das Gasnetz belaufen sich auf 8 bis 10 Rappen pro kilo-Wattstunde, für die Fernwärme auf 13 bis 15 Rappen pro kilo-Wattstunde.

Auf die gesamten Kosten hochgerechnet, ist die Fernwärme jedoch klar billiger. Müssen für die Gasversorgung 18 bis 20 Rappen pro kilo-Wattstunde aufgewendet werden, so sind es bei der Fernwärme bloss 14 bis 16 Rappen.

Anmerkung: Wenn Fernwärme eingeführt wird, wird der Gaspreis um 2 bis 3 Rappen pro kilo-Wattstunde steigen, da weniger Abnehmer vorhanden sind. Der ökonomische Vorteil bei einem langsamen Umstieg von der ganzen Stadt betrachtet wird somit klein; der Anreiz auf Fernwärme umzusteigen,  sowie die Preisdifferenz zwischen den beiden Energieträgern steigen jedoch.

4. Fernwärmenutzung ist die Technologie mit den geringsten CO2-Vermeidungskosten.

Durch die sehr gute Energieeffizienz ist nachweislich die KWK[7]-basierte Fernwärme momentan die Technologie mit den geringsten CO2-Vermeidungskosten.[8]

5. Durch den geplanten Umbau der KEZO im Jahr 2025 müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

Die KEZO erhält voraussichtlich im Jahr 2026 einen neuen Ofen. Mit dem Bau des neuen Ofens könnte der Bau der Fernwärmeleitung koordiniert und vereinfacht werden.

Die Planung der Fernwärmeerschliessung braucht jedoch Zeit. Gemäss der Initiative hat die Energiekommission zwei Jahre Zeit[9], einen Umsetzungsvorschlag auszuarbeiten; in Koordination mit der Planung des Baus des neuen KEZO-Ofens. Da die Kosten für die Errichtung der Fernwärme sicher über 2.5 Millionen Franken sein werden, führt dies zu einer erneuten Volksabstimmung.[10] Um diese dem Volk vorzulegen, hat der Stadtrat maximal zwei weitere Jahre Zeit. Danach kann der Bau, in Koordination mit dem Neubau des KEZO-Ofens, beginnen.

Die ARA Wetzikon wird auch renoviert. Durch sie könnten in Wetzikon rund 1'500 Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.[11]Auch hier ist somit der richtige Zeitpunkt, um mit der Planung zu beginnen.

6. Mithilfe dieser wichtigen Massnahme können z.B. die Ziele der Energiestrategie 2050 erreicht werden.

Die Erhöhung der Energieeffizienz ist eine der drei Grundgedanken der Energiestrategie2050[12]. Die Fernwärmenutzung würde jedoch auch helfen z.B. die energiepolitischen Ziele der Stadt Wetzikon[13] bis 2025 zu erreichen, welche mit dem Status quo scheitern werden.

7. Energie von der Region für die Region. Arbeitsplätze statt Energieimporte.

Anstatt auf den Import von z.B. Gas oder Uran aus teils konfliktreichen Regionen sollten wir lieber auf schweizerische, regionale Energie setzen und gleichzeitig noch Arbeitsplätze bei uns schaffen.

Fussnoten und quellen:

[1] Vergleich Präsentation Stephan Mathez von der Gemeindeversammlung 2014

[2] „2. 90% der KEZO-Abwärme verpufft ungenutzt in die Luft“

[3] Dichte Gebäude, alte Gebäude, nahe an der KVA; rund ein Drittel von Wetzikon

[4] Optionen der Fernwärmenutzung ab KVA Hinwil in Wetzikon“, 2012, econcept/Durena

[5] Dichte Gebäude, alte Gebäude, nahe an der KEZO

[6] zueriost.ch/bezirk-hinwil/wetzikon/wetzikons-erste-volksinitiative-fordert-fernwaerme-anschluss/899128 oder Zürcher Oberländer, 9.11.17, Maturand lanciert erste Wetziker Volksinitiative

[5] Artikel 54 Absatz 2 der Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (vom 4. Dezember 2015 (Stand: 19. Juli 2016))

[6] Vergleich „Das behaupten die Gegner“ à „Wieso wir nicht mehr Strom produziert?“

[7] Kraft-Wärme-Kopplung, dies wird an der KEZO angewendet

[8] Fernwärme in Dortmund, Geschichte – Entwicklung – Einflussfaktoren, Blaue Reihe, Dortmunder Beiträge zur Raumplanung, Boris Lubinski, 2010

[9] gute Planung braucht seine Zeit, jedoch auch ein Zeitdruck

[10] Vergleich Artikel 8 Buchstabe d der Gemeindeordnung der Stadt Wetzikon

[11] Eigene Berechnung gemäss Angaben uster.ch, wetzikon.ch und hw.zh.ch (4. Juni 2017)

[12] Neben dem vorläufigen Verbot von Neubauten von Atomkraftwerken und der Förderung von erneuerbaren Energien

[13] Unter anderem eine Verdopplung der lokal genutzten Wärme sowie eine Reduktion um 30% der CO2-Emissionen bei Wärme im Gebäudebereich. Diese beiden Ziele könnten mit der Erschliessung der Fernwärme erreicht werden. Gleichzeitig sind es die einzigen beiden Ziele, welche gemäss dem Zwischenbericht noch nicht erreicht sind oder nicht erreicht werden würden.

"Gegenargumente"

1. Die Fernwärme wird doch bereits benutzt.

Dieses Argument stimmt. Der Anteil dieser Nutzung ist jedoch extrem klein. Für die Gewächshäuser liegt der Energieabsatz bei gerade einmal je 3%.[1] Wie im 2. befürwortenden Argument[2] erläutert, müsste jedoch viel mehr Wärme genutzt werden. Das erstellen von weiteren Gewächshäusern ist aufgrund der Zonenordnung zurzeit nicht möglich.

2. Die Leitungen sind zu teuer.

Im Jahr 2014 wurde vom damaligen Gemeinderat als Hauptargument, gegen die Initiative von Stephan Mathez, die Kosten von rund 60 Millionen Franken zulasten der Gemeinde genannt. In der Zwischenzeit hat sich die Rechtsgrundlage jedoch stark geändert. Hätte früher die Gemeinde die Hauptkosten tragen müssen, werden die Kosten nun aufgeteilt werden; auf den Zweckverband, den Kanton, die Gemeinde Hinwil und auf die Gemeinde Wetzikon. Wie genau diese Aufteilung stattfinden soll ist jedoch zurzeit noch unklar. Dazu fehlen noch zur jungen Rechtsgrundlage gerichtliche Urteile über die Kostenaufteilung. Klar ist jedoch, dass bloss ein Bruchteil von diesen ehemals 60 Millionen Franken durch Wetzikon bezahlt werden müssen. Selbst Rechtsanwälte (inkl. die eidgenössische Rechtsabteilung) sowie die Verantwortliche des Bundes für Siedlungsabfälle und der erwähnten Verordnung, konnten die Frage, wie dieser "Verteilungsschlüssel" der Kosten im Genauen aussehen wird, nicht beantworten.

Ausserdem wären die Netze nach rund 15 Jahren amortisiert und könnten mehrerer Jahrzehnte betrieben werden. Es handelt sich also vielmehr um eine längerfristige gewinnbringende (Gross-)Investition als um Kosten.

Hier ist hinzuzufügen, dass mit der kommenden Einführung vom HRM 2 (Harmonisiertes Rechnungsmodell 2) Investitionen von Wasserleitungen neu über 75 Jahre zu je 1.333% abgeschrieben werden können. Grossinvestitionen werden somit also einfacher zu finanzieren.

3. Die Wärme reicht nicht für die Versorgung der Stadt.

Jener Teil der Stadt, wo die Fernwärmeerschliessung aus gebäudetechnischen Gründen Sinn macht[3], könnte rund vier Mal mit Wärme versorgt werden. Zu diesem Schluss kommt eine für die Stadt entwickelte Studie[4] aus dem Jahr 2012. Gleichzeitig hält die Studie fest, dass die Abwärme theoretisch reichen würde, um ganz Wetzikon mit Wärme zu versorgen. Auch nach dem Neubau des KEZO-Ofens und der Verbrennungsreduktion von 190'000 Tonnen pro Jahr auf 120'000 Tonnen pro Jahr könnte jener Teil der Stadt, wo es gebäudetechnisch Sinn macht[5] Fernwärmeerschliessungen vorzunehmen, versorgt werden. Die Initiative verlangt jedoch nur einen Anschluss an städtische Liegenschaften, sofern sie im Fernwärmegebiet sind und neu gebaut werden bzw. eine Heizungssanierung ansteht.

4. Wir haben doch erst darüber abgestimmt.

Auch dieses Gegenargument stimmt. Im Jahr 2014 wurde ein entsprechender Kreditantrag von Stephan Mathez für den Bau einer Fernwärmeleitung abgelehnt; als Gegenargument wurden vom damaligen Gemeinderat ausschliesslich die Kosten genannt.

In der Zwischenzeit hat sich die Rechtsgrundlage jedoch stark geändert. Hätte früher die Gemeinde die Hauptkosten tragen müssen, werden die Kosten nun aufgeteilt werden; auf den Zweckverband, den Kanton, die Gemeinde Hinwil und auf die Gemeinde Wetzikon. Wie genau diese Aufteilung stattfinden soll ist jedoch zurzeit noch unklar. Dazu fehlen zur noch jungen Rechtsgrundlage gerichtliche Urteile über die Kostenaufteilung. Klar ist jedoch, dass bloss ein Bruchteil von diesen ehemals 60 Millionen Franken gezahlt werden müssen. Selbst Rechtsanwälte (inkl. die eidgenössische Rechtsabteilung) sowie die Verantwortliche des Bundes für Siedlungsabfälle und der erwähnten Verordnung, konnten die Frage, wie dieser "Verteilungsschlüssel" der Kosten im Genauen aussehen wird, nicht beantworten.

Ausserdem steht zusätzlich der Neubau des Ofens der KEZO an. Dies ist eine sehr gute Gelegenheit, den Bau der Fernwärmeleitung mit dem Bau des KEZO-Ofens zu koordinieren. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

5. Wieso wird nicht mehr Strom produziert?

Die KEZO produziert mit dem Dampf aus dem Verbrennungsofen bereits Strom, so viel wie möglich ist; muss aber allenfalls dann die Stromproduktion drosseln, wann die Netze im Zürcher Oberland überlastet sind.

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik besagt jedoch, dass bei einer Temperaturerhöhung des Wassers auch Abwärme (durch die Verbrennung) auch Wärme entsteht. Die Nutzung dieser Wärme hindert die KEZO nicht daran, gleich viel Strom zu produzieren.

6. Das neu gebaute Gasnetz ist noch nicht komplett amortisiert.

Auch dieses Gegenargument stimmt. Es gibt gewisse Teile im Gasnetz, welche noch nicht amortisiert sind. Da die Initiative jedoch nur den Anschluss an die Fernwärme von städtischen Liegenschaften im Fernwärmegebiet verlangt, falls sie neu gebaut oder einer Heizungssanierung unterzogen werden, hat dieses Argument keine Relevanz. Um es mit den Worten von Stephan Mathez auszudrücken «wenn man auf neue Technologien setzt, kommt man um Abschreibungen nicht herum.» Man habe die Einführung des Autos vor über hundert Jahren auch nicht verhindert, weil die Kutschen noch nicht vollständig abgeschrieben waren.[6]

Fussnoten und Quellen:

[1] Dichte Gebäude, alte Gebäude, nahe an der KEZO; rund ein Drittel von Wetzikon

[2] Optionen der Fernwärmenutzung ab KVA Hinwil in Wetzikon“, 2012, econcept/Durena

[3] Ergebnis eigener Berechnungen

[4] Artikel 32 Absatz 2a der Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (vom 4. Dezember 2015 (Stand: 19. Juli 2016))